3. April 2013 Premiere „Blackbird“ im kleinen theater.haus der freien szene
BLACKBIRD von David Harrower
Mit Elisabeth Nelhiebel, Johanna Schönwald und Peter Malzer, Regie: Markus Steinwender, Ausstattung: Anne Buffetrille
Erster Teil der DREIMALDREI Serie von MAZAB
Zum Stück: Damals waren sie ein Liebespaar. Una war zwölf und Ray war achtunddreißig, als man sie zusammen
ertappte und er festgenommen wurde. Sechzehn Jahre später heißt Ray Peter und hat sich ein neues
Leben aufgebaut. Er hat seine Strafe abgesessen, ist mit einer neuen Frau zusammen und hat mit der
Vergangenheit abgeschlossen. Nur Una kommt nicht klar mit dem, was damals geschehen ist. Als sie
zufällig Rays Foto in einer Zeitschrift sieht, entschließt sie sich, ihn aufzusuchen
„Blackbird“ zeigt die Begegnung zweier Menschen, deren Leben von einer gemeinsamen Erfahrung
geprägt ist als eine rasende Achterbahnfahrt aus Abstoßung und Annäherung, Aggression und
Neigung. Nur, was genau ist es, was diese beiden Menschen, ein Erwachsener und ein Kind, damals
zusammen erlebt haben? Wer hat wie und in welchem Moment „zugelassen, dass es anfängt“? War
es Liebe, war es Mißbrauch, war es beides? War es Glück, ein Verbrechen, ein verbrecherisches
Glück? Wie also war es damals wirklich? Welche Bilder haben sich über das Vergangene gelegt? Sind
es klare, erklärende oder falsche, verwischende? Zwei aneinandergekettete Vereinzelte ringen mit
ihren Traumata und zwei radikal unterschiedliche Versionen der Vergangenheit und zwei Wahrheiten
treffen kollisionsartig aufeinander.„…Es geht um das, was passiert, wenn zwei Menschen in einem Raum aufeinander treffen. Zwischen
ihnen gibt es eine Intimität, vielleicht ist es Missbrauch, vielleicht auch etwas anderes, aber auf jeden
Fall gibt es zwischen den beiden eine Verbindung. Die junge Frau hat Gefühle, die leidenschaftlich
sind, stark und realistisch. Sie sagt, es war die unglaublichste Liebe, die sie jemals empfunden hat (…)
Der Mann behauptet, dass er in seinem ganzen Leben nur eine Person wirklich geliebt hat, und dass
es Zufall war, dass diese Person erst 12 Jahre alt war. (…) Ich versuche nicht, Rays Verhalten zu
entschuldigen, aber es ist ein Theaterstück, und deshalb versuche ich, verschiedene Möglichkeiten zu
überprüfen. Kann ein erwachsener Mann tatsächlich eine Beziehung zu einem zwölfjährigen Mädchen
haben? Er glaubt, dass er das kann, und Una glaubt es auch, und es gibt auch andere Menschen, die
glauben, dass das möglich ist. Mir geht es nicht darum, zu einem Schluss zu kommen, sondern darum,
Fragen zu stellen; … Fragen darüber, was man im Leben hinter sich lässt und was man mit sich
herumträgt und wie sehr man der Vergangenheit die Schuld an den Problemen der Gegenwart gibt.
Es ist kein Problemstück; es ist eine Metapher für etwas Anderes.“ David Harrower
David Harrower, geboren 1966 in Glasgow, wurde durch sein Stück „Messer in Hennen“ international
bekannt. Mittlerweile gehört er zu den bedeutenden zeitgenössischen Dramatikern. Harrower
schrieb das Zwei-Personen-Stück „Blackbird“ 2005 für das Edinburgh International Festival. Dort
wurde es in der Regie von Peter Stein uraufgeführt. „Blackbird“ war nominiert als Buch des Jahres
2005 (Scottish Literary Award der ‚Saltire Society‘). Es war Best New Play 2006 (Critics Award) und
wurde ebenfalls mit dem Laurence Olivier Award 2007 ausgezeichnet.
Anmerkung zum Stücktitel: Blackbird bedeutet zu Deutsch Amsel. Die Amsel gilt wegen ihres
lockenden Tirilierens als Symbol der Versuchung des Fleisches. Das schwarze Federkleid wurde mit
dem Teufel in Zusammenhang gebracht, so etwa bei Darstellungen des hl. Benedikt.
Blackbird
David Harrower
Psychologisches Kammerspiel/Sprechtheater
Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren